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Black Mirror II




Black Mirror II
Autor: Halwadar
Betreff: Black Mirror II - Gepostet: 12.08.2010 - 11:05 Uhr  -  


Nach Jahren des Wartens ist es nun soweit: Black Mirror II steht in den Regalen der Händler. Die Erwartungen sind hoch, mehr als hoch, schließlich gilt der Vorgänger als DAS Adventure überhaupt. Erhielt bei Release vor 5 Jahren Höchstwertungen, insbesondere in Sachen Story suchte es damals seinesgleichen. Da wird schnell klar, dass es dieser sogenannte Nachfolger nicht leicht haben wird. Nicht ganz leicht ist auch die Vorgeschichte von Black Mirror 2: Zunächst zeichnete sich Future Games für die Entwicklung verantwortlich. Die tschechische Spieleschmiede war es doch, die den ersten Teil entwickelte, sich in der Zeit danach jedoch nicht nur mit Ruhm bekleckerte. Besonders das Spiel Reprobates ist da dem einen oder anderen Spieler in schlechter Erinnerung, das sich vor allem durch sein mieses Rätseldesign, die steifen Animationen und die schlechte Umsetzung der eigentlich guten Story auszeichnete. Doch nicht sie waren es, die das Projekt Black Mirror II zu Ende brachten. Nachdem kurzzeitig 4Head Studios an den Titel gesetzt wurde, die Entwicklungen jedoch aufgrund von Insolvenz schnell ins Stocken gerieten, kaufte Publisher dtp das Team auf und ließ es unter dem neuen Namen Cranberry Productions weiter an dem Titel werkeln. Um für ausreichend Qualität zu sorgen, wurde den Hannoveranern die Bremer KingArt (Book of unwritten Tales) zur Seite gestellt, die sich um die Pre-Production kümmerten. Sämtliche Dialoge und Texte für den Titel schrieben und fortan eine beratende Funktion übernahmen. So weit so gut. Ob die vielen Köchen dem Brei wirklich gut taten wird sich im Folgenden zeigen.


Küstenstädchen Biddeford


Wir spielen im Jahr 1993, exakt 12 Jahren nach den Geschehnissen auf dem Black Mirror Castle. Unser Protagonist Darren, ein Student aus Boston, verbringt seine Semesterferien bei seiner Mutter in Maine, wo er einem miesbezahlten Job als Hilfskraft in einem Fotostudio nachgeht. Mehr oder minder zufällig stößt Darren eines schönen Tages auf Unterlagen, die belegen, dass seine Mutter monatlich 1500$ aus einem Örtchen in England überwiesen bekommt. Dass dieser Ort Willow Creek heißt, muss an dieser Stelle wohl kaum erwähnt werden. Der hübschen Engländerin Angelina, die er zufällig kennenlernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt, vertraut er sich an, bevor sich die Ereignisse überschlagen: Angelina wie auch Darren werden von einem Unbekannten verfolgt, Darrens Chef wird ermordet und Angelina gerät in den engen Kreis der Verdächtigen.


Nebelverhangenes Willow Creek/ Vor den Toren des Black Mirror Castle


Beim Lesen der Story wird deutlich, dass bei Black Mirror Neulinge, wie auch alte Hasen gleichermaßen bedient werden. Dadurch, dass Darren selbst über die Geschehnisse von vor 12 Jahren keine Kenntnisse hat und sie sich nach und nach erarbeiten muss, wird die Story des ersten Teils häppchenweise serviert. Dabei ist es gelungen eine neue Geschichte zu spinnen, die dennoch auf der Alten aufbaut und darüber hinaus zwei Kriterien erfüllt. Auf der einen Seite sehen sich Neulinge nicht mit einer Informationsflut konfrontiert. Wissenslücken, die zu Verständnisfragen führen könnten kommen dennoch nicht auf, während die Story auf der anderen Seite so viel Neues bietet, dass erfahrenen Spielern das Gefühl erspart bleibt, Altes lauwarm serviert zu bekommen. Dabei kommt die Spannung nicht zu kurz und die Handlung sehr schnell in Fahrt, wobei sie zugegebener Maßen im zweiten Drittel etwas stagniert und sich streckenweise in die Länge zieht. Nichts desto trotz hält die Geschichte was sie verspricht: Sie ist spannend und unterhält über die gesamten 6 Kapitel.


Notizbuch und Auflistung der aktuellen Aufgaben inkl. Rätselhilfe


In Sachen Grafik ist den Entwicklern der ganz große Wurf gelungen. Black Mirror 2 kann hier auf allen Ebenen punkten: Die Kulissen sind detailreich und lebensecht gestaltet. Einige, wenn auch wenige Animationen sorgen für noch mehr Leben in den einzelnen Screens. Zahlreiche Effekte wie zum Beispiel Spiegelungen auf den Bodenfliesen oder in den Fenstern sorgen für Abwechslung. Wirklich zur Geltung kommen die zahlreichen Effekte jedoch bei Unwetter. Da wird die nebelverhangene Landschaft in sekündlichem Abstand taghell, Blutspritzer auf der Kameralinse überziehen den Bildschirm und Regen prasselt nieder: Grusel pur und Gänsehautfeeling. Leider wurde der Zoom Effekt völlig vernachlässigt, so dass wir auf Close-ups in Dialogsituationen verzichten müssen. Wirklich schade, denn gerne hätten wir die verschiedenen Gesichter ähnlich nah gesehen wie sie im hervorragenden Intro gezeigt werden. Hier wurden sie derart authentisch gestaltet, wie man es in einem Adventure selten erleben durfte. Darüber hinaus glänzt Black Mirror II in Sachen Charakteranimation. Völlig natürlich bewegen sich die Menschen durch die Kulissen und alltägliche Bewegungsabläufe wie Gehen oder Bücken kommen mit einer selten da gewesenen Echtheit daher. Flüssig bewegt sich Darren durch das Spiel, ohne auch nur ansatzweise an irgendeiner Ecke hängen zu bleiben. Dem in Adventures allzu oft erwähnten Kritikpunkt der hakeligen Steuerung, wurde hier der Gar ausgemacht und mit Bravour gezeigt, dass es auch anders geht. Weniger flüssig geht allerdings das Einsammeln von Gegenständen von der Hand, denn die sind nur Dank integrierter Hotspotanzeige überhaupt teilweise auszumachen. Da diese hingegen recht präzise ist, lässt sich dieses Manko aber gut verschmerzen.



Weitere Hilfsfunktionen sind das Notizbuch, in dem Darren Wichtiges notiert und alle aktuell zu bewältigenden Aufgaben aufgelistet sind. Auch versteckt sich hier die Möglichkeit zu allen Aufgaben eine kleine Hilfe anzeigen zu lassen, die dem festgefahrenen Spieler mit mehr oder minder dezenten Hinweisen auf die Sprünge hilft. Jedoch sollten insbesondere erfahrene Spieler diese Hilfe nicht in Anspruch nehmen müssen, denn der Schwierigkeitsgrad der Rätsel ist eher im unteren Bereich anzusiedeln. Auch wenn man dem Titel zu Gute halten muss, dass die Rätsel allesamt sehr logisch sind und das Rätseldesign insgesamt recht abwechslungsreich, so fehlt es doch an echten Herausforderungen. In Nullkommanichts sind die einzelnen Knobeleien gelöst, Kopfnüsse sucht man vergebens. Dies ist wohl dem allgemeinen Trend, Adventures einsteigerfreundlich zu gestalten, zuzuschreiben, wobei eine Stärke des Adventuregenres dabei mehr und mehr verloren geht. Die Rätselkost hat dennoch einiges zu bieten, von Schiebepuzzles über Inventarrätsel bis hin zu einem kleinen Geschicklichkeitsspiel ist alles dabei. Um der individuellen Frustrationstoleranz der Spieler entgegenzukommen, wurden Minigames, wie das eben genannte Schiebepuzzle, mit einem Hebel ausgestattet: Wird dieser betätigt, kann das Spiel übersprungen werden. Dialogrätsel hingegen gehören nicht zum Repertoire von Black Mirror II. Dies ist sicherlich in der nicht vorhandenen Möglichkeit, Dialoge als Spieler mitzugestalten begründet. Zwar können Konversationsthemen ausgewählt werden, eine Antwortoption hat der Spieler allerdings nicht und wird so in die Rolle des stillen Zuhörers gedrängt. Eigentlich schade, zu gerne hätten wir den einen oder anderen Wutausbruch des Protagonisten eigenhändig herbeigeführt.


Ausschnitte aus der Rätselkost


Denn neben einigen anderen Talenten liegt Darren das Fluchen besonders gut. Und hier wurde kein Blatt vor den Mund genommen, der Spieler bekommt es ordentlich auf die Ohren. Einfach herrlich, wie Darren seinen Launen Luft macht, schlecht gelaunt durch das Dörfchen Biddeford zieht und seine Umwelt an seiner Missstimmung teilhaben lässt. Hier zahlt sich der Mut, den man bei KingArt in Sachen Texten hatte aus, denn die zeitweise schroffen Dialoge passen hervorragend zu den jeweiligen Charakteren, machen sie sympathisch und verleihen ihnen Authentizität. Nebenher sorgen sie beim Spieler für den einen oder andern Lacher, ohne dabei die ernste und spannende Atmosphäre ungünstig zu beeinflussen. Dazu tragen natürlich auch die überaus guten Sprecher bei, denn man hat, wie bei dtp üblich, auf Profis zurückgegriffen, jedoch angenehm „unverbrauchte“ Stimmen gewählt.
Während Black Mirror II in Sachen Sprachausgabe Pluspunkte sammelt, schlägt die musische Untermalung eher negativ zu Buche, denn sie wurde insgesamt zu spärlich eingesetzt. Oft kommt es zu gar völlig stillen Sekunden, aber während Stille an sich auch als spannungsaufbauendes stilistisches Mittel eingesetzt werden kann, erscheint es hier eher unpassend und der Atmosphäre insgesamt wenig zuträglich. Zu wenig und zu sehr im Hintergrund wurde hier mit dem Soundtrack gearbeitet, so dass viel spannendes und atmosphärisches Potential verschenkt wurde. Auch wenn Black Mirror insgesamt viel düstere, bedrückende Atmosphäre versprüht, so fehlt es an Dichte, sie erreicht den Spieler einfach nicht in der Intensität, in der es wünschenswert gewesen wäre.


Im Black Mirror Castle


FAZIT

Cranberry Productions liefern mit Black Mirror II ein für das Adventuregenre grafisches Meisterwerk ab, so viel ist klar. Sie schaffen es eine wendungsreiche Geschichte zu erzählen, die Neulinge sowie Black Mirror erfahrene Spieler vor dem PC vereint und beide Gruppen für eine überdurchschnittlich lange Spielzeit vor den heimischen PC fesselt. Doch kann der Nachfolger mit seinem überaus gelobtem Vorgänger Schritt halten? Wir meinen: In vielen, ja sogar in den meisten Punkten, kann er das. Doch die atmosphärische Dichte, die „Black Mirror: Der dunkle Spiegel der Seele“ lieferte, dieser unglaubliche Gruselfaktor, der transportiert wurde, die Gänsehaut, die den Spieler immer und immer wieder übermannte, all das schafft Black Mirror II nicht. Ob Black Mirror II damit zum bloßen Nachfolger eines damals und heute immer noch gehypten Titels wird, muss jeder selbst entscheiden. Es ist in Sachen Erzählweise sicherlich keine neue Referenzklasse. Jedoch ist ebenso klar, dass die Geschichte eine Eigenständige ist und somit der Vergleich zum Vorgänger nicht unbedingt ein Fairer. Betrachtet man Black Mirror II also schlussendlich isoliert von seinem Vorgänger, nämlich als eigenständiges Spiel, kommt es deutlich besser weg: Faszinierende Grafik, eine über lange Strecken äußerst spannende, wendungsreiche Story, sympathische, individuelle und authentische Charaktere, hervorragende Sprachausgabe und ein insgesamt abwechslungsreiches Rätseldesign. Ein qualitativ hochwertiger Titel, der äußerst positiv aus der allgemeinen Adventureflut heraussticht und der ohne jeden Zweifel Lust auf mehr macht. Eine gute Nachricht zum Schluss: Das Ende kommt einer Ankündigung zum dritten Teil gleich. Wir dürfen uns also allem Anschein nach auf Black Mirror III freuen, dass dann womöglich 12 Jahre nach den aktuellen Ereignissen spielt. Hoffentlich dauert es nicht erneut 5 Jahre bis wir Black Mirror Castle wieder zu Gesicht bekommen.



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